© Sarah Baldy

Fundstück

Die Bergische Kaffeetafel

Fundstück des Monats September 2020

Der Kaffee kehrte in etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts im Bergischen Land ein. Der feine Bohnenkaffee, wie man ihn heute kennt, wurde jedoch ausschließlich vom Adel und gehobenen Bürgertum konsumiert, denn die, über die Niederlande aus orientalischen Ländern importierten, Kaffeebohnen waren teuer.  Die Mehrheit der Menschen trank „Muckefuck“, ein kostengünstiger Kaffeeersatz aus wahlweise gerösteten Hülsenfrüchten, Nüssen, Bucheckern, Eicheln, Kastanien, Weizen, Roggen oder Zichorien. 

Der Genuss des Kaffees hatte in seinen Anfängen, mehr noch als heute, eine soziale Funktion. Anfangs wurde er daher vornehmlich nicht in den eigenen vier Wänden, sondern in öffentlichen Kaffeeschenken und Kaffeehäusern in Gesellschaft zu sich genommen. Da der Besuch der Kaffeehäuser zunächst nur den Männern erlaubt war, begannen die Frauen eigene Kaffeetafeln in ihren Häusern zu veranstalten.  Die bergische Hausfrau reichte zu dem Kaffee bei festlichen Anlässen Kuchen, ansonsten gab es Brote, die man mit Butter bestrich. Später gehörten auch Waffeln auf einen gut gedeckten Kaffeetisch. So entwickelte sich langsam aber sicher die Bergische Kaffeetafel.

Heute gehören zu der typischen Bergischen Kaffeetafel Milchreis mit Zimt und Zucker, Burger Brezeln, Rosinenstuten, Schwarzbrot oder Pumpernickel, Wurst, Waffeln, Quark, Butter und natürlich: Kaffee, der in der sogenannten „Dröppelmina“ serviert wird.
Die meist aus Zinn gefertigte Kaffeekanne, in der der Kaffee warmgehalten wird, steht auf 3 Füßen, unter ihr wird ein Stövchen angezündet. Aus einem Hahn „zapft“ man sich den frischen Kaffee. Bevor man Kaffeefilter benutzte, verstopfte der Kaffeesatz schnell den Hahn, sodass der Kaffee nicht mehr rausfloss, sondern tröpfelte (dröppelte). Dies und die Form der Kanne, die an eine opulente Dienstmagd oder Hausfrau, eine „Mina“, erinnert, brachte der Kranenkanne ihren Namen.

Die typischen Brezeln, die zur Kaffeetafel gereicht werden sind eine Spezialität des kleinen Solinger Ortes Burg, in dem es 1840 bereits dreißig Brezelbäcker gab. Anders als die bayrischen Laugenbrezeln, wird die Burger Brezel aus einem süßen Teig hergestellt. Das recht trockene Gebäck, welches eher an einen süßen Zwieback erinnert, wird vor dem Verzehr gerne in den Kaffee „gezoppt“.
Der Legende nach brachte ein französischer Soldat das Rezept der Brezel nach Solingen. Um 1790 soll er mit seinem Heer auf Burg gelagert haben und erkrankte während der Besatzungszeit. Er fand Quartier bei dem zu Unterburg wohnenden Bäcker, Peter Hösterey. Als Dank für die gute Bewirtung und die Pflege, soll der Soldat, der ebenfalls gelernter Bäcker war, Hösterey das Rezept für die Brezeln überlassen haben.

Wenn auch Sie mal wieder Lust auf eine Bergische Kaffeetafel haben, finden Sie nebenstehend ein Waffel-Rezept, wie zu "Großmutters Zeiten". Oder Sie besuchen eines der vielen Cafés in Remscheid und Umgebung, die noch heute die klassisch bergische Kaffeetafel anbieten. 
 

Verfasst von: Sarah Baldy 

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