Fundstück

Chronik der Familie Buchholtz

Fundstück des Monats Oktober 2022

Unser Fundstück des Monats Oktober ist Teil eines Konvoluts, das uns im Mai dieses Jahres vermacht wurde. Es stammt aus der Feder von Hans-Henning Buchholtz und findet sich im Nachlass seines Ende 2021 verstorbenen Sohnes Johannes Peter Buchholtz. Es berichtet von den Ursprüngen der Familie im heutigen Remscheider Ortsteil Bergisch Born-Buchholzen und den Geschicken des Familienzweiges, aus dem der Chronist hervorgegangen ist. Auch wenn die direkten Vorfahren von Hans-Henning und Johannes Peter Buchholtz schon im 18. Jahrhundert die bergische Heimat Richtung Ruhrgebiet verlassen hatten, so war es doch vor allem die im Nachlass enthaltene „Chronik der Familie Buchholtz“, die es uns angetan hatte. Der Verfasser hatte nämlich über viele Jahrzehnte hinweg Informationen über seine Familie gesammelt und sie schließlich zu einer 380 Seiten starken Familienchronik mit vielen Abbildungen zusammengestellt.

Viele interessante Persönlichkeiten sind aus diesem Zweig des Lenneper Bauerngeschlechts Buchholz hervorgegangen, deren Familienwappen wie folgt dargestellt ist:

Wappen der Familie Buchholtz, wie es innerhalb der Familie überliefert ist.

 

 

Einige dieser Persönlichkeiten wollen wir hier kurz portraitieren:

Als Urahn des Chronisten wird der am 13. Januar 1688 zu Buchholzen geborene Ackerer Johannes auff dem Buchholtz genannt. Am 25. Februar 1721 heiratete er Anna Maria auf der Oege. Das erste Kind der Eheleute, ein Junge namens Peter Johannes, war eine Frühgeburt und starb im Säuglingsalter. Wie es damals üblich war, erhielt der nächstgeborene Sohn den Namen des verstorbenen Brüderchens. Von diesem Peter Johannes weiß der Chronist lediglich zu berichten, dass er am 5. August 1751 die von Forsten stammende Anna Maria Voss geheiratet hat, und ergänzt diese Angabe um die Information, dass der Hof nach der Familie Voss ursprünglich „Vossen“ geheißen habe, der Name sich aber mit der Zeit zu „Forsten“ gewandelt habe. Ob dies den Tatsachen entspricht, müsste gesondert untersucht werden. Das Ehepaar jedenfalls lebte auf dem Hofgut in Forsten und bekam acht Kinder, darunter den am 2. Juni 1754 geborenen Sohn Johannes.

Die Lenneper Buchholz‘ waren immer Bauern gewesen, und dieser Johannes wäre sicher auch Bauer geworden, wenn es ihn nicht aus unbekannten Gründen gedrängt hätte, die Bergische Heimat zu verlassen und als Landmesser und Zimmermann sein Glück in der Fremde (genauer in Obermassen bei Unna) zu suchen. Dort heiratete er 1791 die ebenfalls aus bäuerlichem Umfeld stammende Friederike Clara Christine Spielfeld. Aus der Ehe ging 1791 der Sohn Friedrich Wilhelm Buchholtz hervor, der erst 10 Jahre alt war, als sein Vater starb.

Für den Jungen ging es nach dem Tod des Vaters zurück ins Bergische Land zu seinem Onkel Wilhelm Buchholtz, der in Schwelm als Baumeister tätig war (von ihm stammt unter anderem das erste Gesellschaftshaus der 1801 in Barmen gegründeten Gesellschaft „Concordia“). Friedrich Wilhelm besuchte in Dortmund das Gymnasium und nahm als freiwilliger Jäger im 1. Westfälischen Landwehr-Infanterie-Regiment an den Befreiungskriegen 1813-1815 teil. Der Marschbefehl, der ihn im Dezember 1815 von Jülich über Garzweiler, Düsseldorf, Mettmann und Wermelskirchen wieder zurück nach Schwelm führte, ist im Original ebenfalls Bestandteil des Nachlasses.

Friedrich Wilhelm Buchholtz & Juliane Karoline Albertine Lentze

 

Friedrich Wilhelm Buchholz studierte von 1816 bis 1820 in Berlin Feldmesswesen und Baukunst und wurde 1821 als „kgl. Preuß. Conducteur“ nach Arnsberg berufen, wo er sich im Laufe der Jahre zu einem gefragten Architekten und Regierungsbaumeister entwickelte.

Buchholtz pflegte freundschaftlichen Umgang mit dem Geheimen Hofrat Lentze in Berlin; in diesem Kreis lernte er seine spätere Frau Julie (eigentlich Juliane Karoline Albertine) Lentze kennen, die er 1823 heiratete. Unter den Kindern dieses Paares war auch der am 15. August 1830 geborene Julius Buchholtz - das Lieblingskind seiner Mutter, wie die Familienchronik berichtet. Ihn verband schon so gar nichts mehr mit den bäuerlichen Vorfahren aus unserer Gegend: Im Revolutionsjahr 1849 legte Julius sein Abitur ab, studierte dann in Heidelberg und Berlin Jura und wurde 1861 Kreisrichter in Essen (und viele Jahre später sogar Landgerichtspräsident in Münster).

 

Julius Buchholtz & Johanna Schulz

 

Julius Buchholtz, erfolgreicher Abkömmling der alten Bergisch Borner Bauersleute, heiratete am 3. August 1865 Johanna Schulz aus Essen – und die Aufzählung bedeutender (auch angeheirateter) Mitglieder der Familie Buchholtz wäre nicht vollständig, wenn wir an dieser Stelle nicht auch auf die Familie von Johanna Schulz zu sprechen kämen, die ja immerhin die Großmutter des Chronisten gewesen ist.

Die Aufnahme zeigt den Verfasser der „Chronik der Familie Buchholtz“, Hans-Henning Buchholtz, mit seiner Großmutter Johanna Schulz.

 

Beginnen wir beim Großvater, dem Essener Industriellen Carl Schulz. Dieser stammte, ebenso wie die Buchholtz‘, ursprünglich aus dem Bergischen Land. Er wurde am 18. September 1791 in Rittershausen (heute Wuppertal-Barmen) als viertes von fünf Kindern des Kaufmanns Johann Friedrich Schulz und seiner Ehefrau Anna Magdalena Catharina Schüren geboren. Er wurde Kaufmann wie sein Vater. Als er am 12. Februar 1813 seine Schwester Dorchen in Essen besuchte, die bei der Familie Wilhelmi beschäftigt war, verliebte sich der als „auffallend schön“ beschriebene Carl Schulz Hals über Kopf in die jüngste Tochter des Hausherrn, Louise Wilhelmi.

Am 7. März 1815 heirateten Carl Schulz und seine Louise, danach trat Carl in die Firma seines Schwiegervaters Johann Wilhelmi ein, dessen Compagnon er ein knappes Jahr später wurde. (Therese Wilhelmi, die ältere Schwester seiner Frau, war übrigens mit Friedrich Krupp verheiratet, so dass Carl Schulz zum Schwager des Gründers der Friedrich Krupp AG wurde. Nach dessen Tod wurde er zum väterlichen Freund von Friedrichs Sohn Alfred, den er insbesondere in geschäftlichen Dingen beriet).  Doch das Verhältnis zu seinem Schwiegervater war durch einige Vorkommnisse belastet, so dass sich Carl Schulz 1818 mit einem Teil des Geschäfts selbständig machte. Seine Ehe war ausgesprochen glücklich und das Paar bekam sieben Töchter und zwei Söhne. Carl Schulz‘ Geschäft florierte: Er handelte mit Porzellan, Papier, Eisen- und Kupferwaren sowie Pfeifenwaren, später sogar mit Obstbäumen aus der eigenen Baumschule. Er zeigte Unternehmergeist, indem er zusätzliche eine Lacklederfabrik errichtete, da Leder zu der Zeit nur schwer zu bekommen war; dazu kamen Bergwerksgeschäfte. Um 1830 gründete Carl Schulz eine Porzellanpfeifen- und Stockfabrik; von hier aus wurde im 19. Jahrhundert ganz Westdeutschland mit Pfeifen und Spazierstöcken beliefert. Insgesamt neigte Carl Schulz zu mitunter riskanten Unternehmungen, die mal gut und mal schlecht liefen. Dennoch genoss er innerhalb der Essener Kaufmannschaft großes Ansehen, was sich unter anderem dadurch ausdrückte, dass er bei der Gründung der Essener Handelskammer im Jahr 1840 (gegen seinen Willen, wie die Familienchronik Buchholtz berichtet) zum Vize-Präsidenten gewählt wurde.  Im Laufe der Jahre überließ Carl Schulz seinen Söhnen Friedrich, Eduard  und Carl mehr und mehr das Geschäft und kümmerte sich nur noch um die Lederfabrik. Seine geliebte Frau Louise starb am 19. April 1856 an einem Herzleiden; zu diesem Kummer gesellten sich auch noch geschäftliche Misserfolge, so dass Carl Schulz - nicht anders als seinerzeit sein Vater - gegen Ende seines Lebens beinahe bankrott zu werden drohte. Wenn sich das Geschäft auch wieder erholte, ging es ihm selbst gesundheitlich zunehmend schlechter, die Ärzte diagnostizierten Brustwassersucht. Seine Nichte Amalie Haverport pflegte ihn, bis er schließlich am 3. November 1861 starb.

Sein Sohn Carl Julius Schulz gründete übrigens 1855 zusammen mit Adolf Knaudt 1855 das Puddlings- und Blechwalzwerk Schulz, Knaudt & Co. und brachte es mit seinem Unternehmen zu beträchtlichem Wohlstand. Die Firma ging 1914 durch Fusion auf die Mannesmannröhren-Werke AG über – und hier schließt sich der Kreis: wir sind wieder in Remscheid angekommen.

Es könnte sich lohnen, auch die weiteren Verwandtschaftsbeziehungen (von der Marck, von Hülst, Berninghaus, u.a.) der Abkömmlinge von jenem Johannes Buchholtz zu betrachten, der im 18. Jahrhundert seiner Heimat Buchholzen in der Landgemeinde Fünfzehnhöfe den Rücken kehrte, um in der Fremde sein Glück zu machen. Doch wollen wir es bei diesen wenigen Beispielen bewenden lassen.

 

All dieses Wissen verdanken wir dem Urenkel von Carl Schulz, dem am 14. März 1940 in Dortmund geborenen und unlängst kinderlos verstorbenen Maschinenbautechniker Johannes Peter Buchholtz, der Zeit seines Lebens die Familienhistorie gehütet und seinen die Familie betreffender Nachlass dem Stadtarchiv Remscheid vermacht hat. Unser Fundstück des Monats, die Chronik der Familie Buchholtz, bezeugt die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser höchst interessanten Familie(n), die in der industriellen Entwicklung unseres Landes teilweise bedeutende Rollen gespielt, zumindest aber immer wieder kluge und einflussreiche Persönlichkeiten hervorgeracht haben.

 

Verfasst von: Viola Meike

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